Die drei Musketiere – Kurzgeschichte

Die drei Musketiere

In den Filmen damals waren es immer drei Musketiere. Drei Männer im Dienste ihrer Majestät die bereits sehr erfahren waren. Die Besten! Sozusagen eine richtige Gang die alle Probleme zusammen meistern konnte. Doch dann kam ein Jüngling dazu. Am Ende wollte er aber  nicht länger zu dieser  verschworenen Gemeinschaft dazu gehören.

Nun ja, Am Anfang wollte ich halt unbedingt auch so ein Musketier werden. Alles begann an der Heinrich Heine Schule. Ich hatte gerade die Schule gewechselt, meine Eltern waren mal wieder umgezogen und ich hoffte diesmal wirklich zum letzten Mal. Wobei, abwarten. Vielleicht ist diese Schule ja genau so bescheiden wie die anderen auf denen ich bisher so war. Bescheiden ist dabei noch eine liebevolle Andeutung auf den ganzen Schleiß den ich dort erlebt habe. Sitte und Anstand sowie Niveau konntest Du in den heutigen Schulen lange suchen.

Es ist ja schon ein wunder wenn ein Lehrer die Autorität besitzt einem Schüler zu verbieten sein SmartPhone zu verwenden. Am besten sind die Gratis WLAN Spots an den Schulen und Kids die Stundenlang in ihr Handy starren und Youtube eindeutig spannender finden als den jeweiligen Lehrer. Hin und wieder stand ein Schüler auf um sein Handy an die nächste Steckdose zu stecken. Wenn das ganze vom Lehrer dann sogar unkommentiert blieb war mir klar. Hier lernst du nix, soviel ist schon mal klar. Im Umkehrschluss war es also verständlich warum die Schüler lieber irgendwelchen Youtube Channels folgten. Da gab es mehr Fortbildungspotenzial als an der Tafel. Das Problem sie schauen sich aber keine Videos an die ihnen im echten Leben auch nur einen Deut weiterhelfen. Anstelle dessen gibt es das hundertste Let‘s Play Minecraft von Megaburner2002 – oder irgendeinen anderen Vollproll Namen der genauso hirnlos war wie die Kommentare die derjenige in seinen Vids abgab. Okay zu mindestens waren die meisten Leute mit ihren Kopfhörern verbunden uns störten somit nicht die anderen in der Klasse. Jedenfalls gab es schon bald nur noch eine Hand voll Schüler die wirklich versuchten den Unterricht zu folgen.

Nun dann waren da diese drei Typen in meiner Klasse, die waren immer cooler als meine Mitschüler sonst so drauf waren. Dicke Lederjacke, immer die größte Klappe. Wir waren vierzehn, Teenager. Schlimm was sich einige Jungs in dem Alter da so erlauben. Man muss sich und den Mädels zeigen was für ein tolle Hecht man ist. Und das blöde, irgendwie scheint das zu funktionieren. Gut 20 Jahre später sollte sich die mit der großen Klappe mal neben die Fleißigen mit den guten Noten stellen und dann erzählen was sie so im Berufsleben aus ihnen geworden ist. Immer der lauteste zu sein, bedeutet nämlich scheinbar nicht später das dickste Portmonee zu haben.

Damals nannte ich sie „Die drei Musketiere“ und ich wollte auch so sein wie die. Alle Mädchen hingen diesen Typen ständig an den Lippen. Die standen sogar im Raucherbusch und irgendwann ging ich auch mal in diese verbotene Ecke, obwohl ich eben nicht rauchte. Ich kam mit ihnen im Gespräch und so doof fanden die mich offensichtlich doch nicht. Mut wird eben belohnt.

Das mit dem anfreunden war zunächst noch so eine Sache. Ich war ja ein Streber, also klappte das zunächst nicht so gut. Aber irgendwann nahmen sie mich in ihre heilige Runde auf. Es waren spannende Wochen danach. Ich zeigte ihnen sogar meine Musik und sie fanden sie cool. Ich legte mir auch so eine Lederjacke zu. Ich war das vierte Rad am Wagen alles schien zu passen. Selbst die Mädels in den Parallelklassen kannten plötzlich meinen Vornamen.

Doch dann in einer Pause musste ich beobachten wie meine neuen Freunde einem Jungen ein Pausenbrot abzogen, er sollte auch noch etwas kohle rausrücken.

Ich sprach sie abends sogar darauf an was diese blöde Aktion eigentlich sollte. Als die Antwort kam, wieso das war doch voll lustig. Ab diesem Tag war mir klar ich wollte kein Musketier sein.

Ich traf mich nicht mehr mit ihnen und unsere Wege liefen auseinander. Ich will nicht sagen das alles schlecht war, es war durchaus eine positive Erfahrung und tat mir gut.

Als ich später sah das die Drei, dieselbe Nummer später noch einmal abzogen, habe ich mich sogar dazwischengeschoben und laut gesagt: „Sag mal geht’s noch? Daraufhin haben sie mich ausgelacht sind aber abgezogen und haben den Jungen in Ruhe gelassen. Natürlich war ich in den ersten Monaten nicht mehr so cool und angesagt wie noch in den Wochen davor, aber ich habe mich besser gefühlt. Vielleicht gibt es ja nur einen Musketier.

Mut wird jedenfalls belohnt. Es ist schön auf seine eigene Stimme zu hören. Wenn Du wirklich an Dich glaubst und daran das du das richtige Tust, dann können die Anderen dir egal sein.

 

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